Warum wurde dem Menschen die Fähigkeit des sich Verliebens geschenkt? Was passiert wenn man sich verliebt? Wozu dient es? Ist es wirklich nur eine „Rosa Brille“?
Aber – wenn man nur alles schön sehen soll, was soll dann das „Böse erwachen“? Warum bleibt die Brille nicht rosa – sondern färbt sich mit der Zeit schwarz? Meine bisherige Erfahrung (ja – ist alles relativ) hat mir gezeigt, daß man sich nicht immer verlieben muss, um lieben zu können. Verliebt sein kommt nicht immer mit den Symptomen der schlaflosen Nächten, der Flugzeuge im Bauch und den Phänomenen des Zungenknotens und der Rachentaubheit daher. Viel mehr äußert es sich oft in dem weit bekannten Wissen „der oder die isses“. Die Gewissheit, von der uns als jugendliche die Großen immer erzählt haben.
Im günstigsten Fall entscheidet das Schicksal für uns. Manchmal merkt man aber leider erst nach längerer Zeit, nach zu langer Zeit, daß dieser Mensch nicht der ist für den er sich ausgegeben hat. Oder noch schlimmer, er verändert sich so sehr, daß wir zweifeln diese Person jemals gekannt zu haben. Dann fangen wir an, an uns selber zu zweifeln, an unserem können jemanden einzuschätzen. Es wächst die Angst vor Enttäuschung, vor erneutem Rückschlag.
Und mit der Zeit – wenn wir dann so manch‘ gute und manch‘ schlechte Beziehungen hinter uns haben und die Angst gewachsen ist – verlässt uns immer mehr die Fähigkeit uns zu verlieben, uns für neues mit einer Naivität zu öffnen, die eigentlich nur ein Jugendlicher vermag. Allerdings geschieht es doch hin und wieder, daß es auch so manch ältere Person befällt, diese rosa Brille, diese Naivität, die Verliebtheit.
Seien wir doch ehrlich, je älter wir werden, desto genauer ist unsere Maske bzw. unsere universelle Vorlage, durch die jeder Mensch der uns begegnet hindurch muss, damit wir die Person „kategorisieren“ können. Leider werden die Schubladen von „oh gott nee“ über „ja, nett“ bis hin zu „naja, ganz süß“ randlos überfüllt. Aber warum benutzen wir die kriterienbefallenen Vorlagen, die wir mit der Zeit immer feiner ausarbeiten und meißt auch noch stolz darauf sind? Genau diese Masken hindern uns daran unserer Naivität freien Lauf zu lassen, uns zu öffnen für neues und unbekanntes, für Menschen, die unser Leben verändern könnten, uns die Zufriedenheit und Ruhe geben könnten…
Das Verlieben ist wahrlich nur eine „chemische Reaktion“ des Körpers, eigentlich um genau diese „Vorlagen“ und „Masken“ zu umgehen und jemanden kennen lernen zu können ohne ihn von vornherein in eine Schublade zu stopfen, ohne auch nur den Funken einer Chance für Glück und Zufriedenheit, nach der sich doch die meisten unter uns sehnen. Aber durch die im Alter zunehmende Verbohrtheit und die immer größer werdenden Scheuklappen ist der Mensch seltenst in der Lage sich gehen zu lassen, mal dem Schicksal und dem eigenen Selbst- und Unterbewusstsein die Zügel in die Hand zu geben – auch mit dem Wissen es könnte schief gehen. Aber genau das macht doch das Leben aus, genau das macht doch das Leben interessanter, genau das ist doch das Risiko, was das Leben lebenswert macht…
zt